Vom 06. bis zum 12. Mai fand in Fischbach in Kooperation mit dem Sportverein ein Kurs zum Erwerb des Fahrabzeichens Stufe 5, des Kutschenführerscheins und des Basispasses statt. Hierzu reiste der A-Trainer Dirk Beck aus Schwerborn bei Erfurt mit seinen zwei Gespannen an und verbrachte eine Woche in der schönen Rhön. Vor drei Jahren fand bereits ein Fahrkurs auf dem Fischbacher Sportplatz statt. Dieses Jahr konnte es aufgrund von einigen Anfragen endlich wieder möglich gemacht werden und somit kam schließlich ein Kurs von 15 Teilnehmern zustande. Leider war somit auch die Obergrenze an Teilnehmern erreicht, sodass einige Interessenten auf das nächste Jahr vertröstet werden mussten. Die Initiatorin Katrin Dänner konnte gemeinsam mit der Sektion Reit- und Fahrsport des Fischbacher SV mit der Planung und Organisation des Lehrganges beginnen und die Vorfreude und Spannung stieg stetig an. Circa drei Wochen vor Beginn des eigentlichen Kurses fand ein Vorbereitugsseminar statt. In gemütlicher Runde lernten sich die unterschiedlichen Teilnehmer kennen, empfingen ihre Unterlagen für die Theorie und füllten fleißig Mitgliedsanträge für den Fischbacher SV aus. Eine Mitgliedschaft in einem Verein ist dabei Voraussetzung, um ein Fahrabzeichen abzulegen. Schließlich trafen sich am Sonntag, den 06.05.2018, die Kursteilnehmer zur ersten Einheit im Schulungsraum der Fischbacher Feuerwehr, die uns diesen Raum freundlicherweise für die Theorie am ersten Tag zur Verfügung stellte. Vereine helfen sich eben gegenseitig. Der erste Tag bestand hauptsächlich daraus, eine erste Vorstellung von dem Fahren nach Achenbach zu bekommen. Benno von Achenbach war der Begründer des nach ihm benannten Fahrsystems, welches sich durch die hohe Zweckmäßigkeit und Sicherheit kombiniert mit einer pferdeschonenden Fahrweise auszeichnet. Da einige Teilnehmer keinerlei Vorerfahrungen haben und es außerdem wichtig ist, bestimmte Griffe erst einmal zu verinnerlichen, stand an Tag 1 das Üben am Fahrlehrgerät an (siehe unten). Somit musste kein Pferd unter der ein oder anderen groben Hand oder der großen Nervosität mancher Kursteilnehmer leiden.
Der Fahrlehrer Dirk Beck konnte sich hierbei einen Überblick über das Niveau des Kurses verschaffen und konnte bereits einige „Schwachstellen“ der einzelnen Teilnehmer ausmachen. Aus diesem Grund gab es schließlich am Ende des Tages die Möglichkeit, sich eines der Fahrlehrgeräte auszuleihen und mit nach Hause zu nehmen, um in Ruhe nochmal üben zu können. Nachdem die Gruppeneinteilung festgelegt worden ist, konnten sich die Teilnehmer mehr oder weniger erschöpft auf den Nachhauseweg begeben und zu Hause weiter fleißig üben.
Die folgenden Tage bestanden aus Theorie- und Praxiseinheiten. Vornehmlich wurde es so gestaltet, dass am Vormittag gefahren wurde. Dabei wurden die Teilnehmer in Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe startete bereits um acht Uhr, drei Durchgänge gab es bis zur Mittagspause. Ab um zwei wurde dann jeden Tag gebüffelt: die theoretischen Grundlagen wurden von Dirk Beck erklärt, besprochen, diskutiert und ausgewertet. Viele interessante und wichtige Themen spielten dabei eine große Rolle. Themen im Bereich der Pferdekunde waren bspw. Anatomie, richtige Haltung und Fütterung, Krankheitskunde, Tierschutzgesetz oder die ethischen Grundsätze, die unter anderem beinhalten, dass jeder Mensch jedes Pferd gleich zu achten habe, für dessen physische und psychische Gesundheit verantwortlich sei und die Geschichte des Pferdes zu den kulturgeschichtlichen Gütern gehöre. Im Bereich der Fahrlehre spielte Geschirrkunde eine große Rolle. Dabei wurden die einzelnen Geschirrteile, Gebisse und die Achenbachleine und deren Besonderheiten besprochen. Des Weiteren wurden bspw. die verschiedenen Anspannungsarten und deren Bedeutung, Anforderungen an den Kutschwagen und Fahren im Straßenverkehr und im Gelände behandelt. Und dann war da noch dieser Leinenspruch…Ein Laie kann sich unter dem bloßen Wort nur wenig vorstellen und auch die Teilnehmer des Fahrkurses wussten erst, mit was sie es zu tun bekommen, als sie die A4 Seite in ihren Händen hielten. Es handelt sich hierbei um eine Beschreibung des Ablaufes zum Aufnehmen der Leinen. Dieser eigentlich unscheinbare Teil im Ablauf der umfangreichen Vorbereitungen für eine Kutschfahrt hat einen unendlich hohen Stellenwert. Geht hierbei etwas schief, kann das schwerwiegende Folgen haben. Dabei ist die Ausformulierung dieses Ablaufs nicht zu verwechseln mit einem lapidar dahingesagten, jederzeit abrufbaren Gedicht. Es geht vielmehr um ein mentales Training, bei dem Reihenfolge und Bedeutung der einzelnen Handlungsschritte automatisiert werden. Auch der Fahrlehrer Dirk Beck wurde nicht müde die Wichtigkeit dieses Spruches zu betonen, der am Prüfungstag schließlich auch vor der Platzfahrt aufgesagt werden musste.
Die Teilnehmer des Fahrkurses verbrachten zusammen mit Dirk Beck eine anstrengende, aber auch interessante und lustige Woche auf dem Sportplatz und den Straßen von Fischbach. Mit dem Fortschreiten des Kurses rückte auch der Prüfungstag immer näher, der bei dem ein oder anderen der Auslöser für schlaflose Nächte und Nahrungsverweigerung gewesen ist. Nichts desto trotz begannen am Samstag, den 12. Mai, um 9:00 die verschiedenen Prüfungen. Hierfür reisten extra die Prüfer Dieter Schmiedel und Michael Gebhardt an. Begonnen wurde für alle mit der Prüfung auf dem Platz, die die Prüflinge in vorher festgelegter Reihenfolge absolvierten. Im Gegensatz zu manchem Fahrer waren die Edlen Warmblüter Joy und Dancer von Dirk Beck trotz ihres noch jungen Alters überraschend cool, was sogar die Richter beeindruckte. Nachdem die Dressurprüfung von allen Teilnehmern absolviert worden ist, erfolgten die Fahrt im Straßenverkehr und die Theorieprüfung. Die Fahrer mussten mit den Schweren Warmblütern Claudia und Grando sowohl rechts und links ordnungsgemäß abbiegen als auch eine Linksumkehrwendung zeigen. Dabei durfte der allgemeine Straßenverkehr zu keiner Zeit außer Acht gelassen werden. Die Theorie wurde mündlich abgeprüft. Abwechselnd galt es, Herrn Gebhardt Rede und Antwort zu stehen und verschiedenste Geschirrteile zu beschreiben und deren Zweck zu erklären. Nachdem alle Teilnehmer auch diese Prüfung hinter sich gebracht haben, folgte der letzte Prüfungsteil: ein Pferd vorstellen. Hierbei geht es darum, ein Pferd – in unserem Fall die Haflingerstuten Medusa und Hedja, ordnungsgemäß in den Gangarten Schritt und Trab vorzustellen. Vorab gilt es für den Richter, das Pferd zu mustern und die Harmonie des Körperbaus einzuschätzen.
Im Anschluss daran zogen sich die Prüfer zurück, um die Noten auszurechnen, da es auf jede Teilprüfung Punkte gab und der Durchschnittswert ermittelt werden musste. Nach einer anstrengenden Woche und einem nicht weniger anstrengendem Prüfungstag, konnte JEDER Teilnehmer des diesjährigen Fahrkurses seine Urkunden empfangen. Alle Teilnehmer haben sowohl den Basispass als auch das Fahrabzeichen Stufe 5/ Kutschenführerschein erlangt und sind somit berechtigt, ein Gespann ordnungsgemäß zu fahren und Pferde artgerecht zu halten. Im Anschluss an den offiziellen Teil und der Ergebnisbekanntgabe bedankten sich die Kursteilnehmer bei Dirk Beck mit einem Rhöner Präsentkorb für seine Geduld und seine immer aufmunternden Worte. Schließlich konnten alle, ohne Stein auf dem Herzen, zum gemütlichen Teil des Tages übergehen. Es wurde ein gemeinsames Mittagessen veranstaltet, was mehr als reichlich ausgefallen ist, da jeder irgendetwas dazu beigetragen hat. Kurz gesagt: Es gab alles, was das Herz begehrt. Natürlich wurde auch mit dem ein oder anderen Schnäpschen auf diese tolle, erlebnis- und lehrreiche Woche angestoßen.
Der Vorstand der Sektion Pferdesport des Fischbacher SV und die Teilnehmer des Fahrkurses bedanken sich bei Allen, die dazu beigetragen haben, dass dieser Lehrgang ein weiteres Mal zustande kommen konnte und hoffen darauf, einen solchen Kurs auch ein weiteres Mal anbieten zu können.