Sanfte Hügel, bizarre Kuppen, weite Felder und wilde Wälder – das ist die Rhön. Wenn hier das bunte Herbstlaub unter den Hufen raschelt und die Sonne die Blätter an den Bäumen zum Leuchten bringt, dann lässt ein „Halali“, das durch den Wald schallt, nicht nur Reiterherzen höher schlagen, sondern es passt auch hervorragend zur Landschaft. Das dachten sich auch Barbara Josinger von der Ski- und Wanderhütte „Rhönbrise“ in Kaltenlengsfeld und die „Sektion Reitsport“ des Sportvereines in Fischbach. Deswegen luden sie am vergangenen Samstag zur ersten Fuchsreitjagd der Freizeitreiter in der Thüringischen Rhön ein. Und die Premiere war absolut gelungen.
Insgesamt 23 Reiter und fünf Kutschen waren der Einladung gefolgt und sammelten sich noch im Morgennebel auf der „Rhönbrise“ bei Kaltenlengsfeld. Nach einer Stärkung hieß es für Reiter und Fahrer „Aufgesessen“ und gemeinsam versammelten sie sich zum „Stelldichein“ – ein Jagdhornbläser zu Pferde durfte da natürlich nicht fehlen. Anschließend ging es für die Jagdgesellschaft hinaus auf grüne Herbstwiesen, gelbe Stoppelfelder, durch bunte Wälder und vorbei an leuchtenden Waldrändern – immer dem „Fuchs“ hinterher, den in diesem Falle Barbara Josinger auf ihrem Rapppony mimte. Und wie es die Jagdgesetze verlangen, durften natürlich auch der „Master“ und der „Pikör“, die dem Fuchs direkt folgen, nicht überholt werden. Wem dies bei allem Übermut oder durch einen „geschickten“ Master doch einmal passierte, kam dabei um einen kleinen Obulus nicht herum.
Anders als bei üblichen Jagden, bei denen auf der Geländestrecke in der Regel Springhindernisse überwunden werden, warteten für die Freizeitreiter- und Fahrer auf der 17 Kilometer langen Strecke durch die Rhön spezielle Herausforderungen. Neben einem kleinen Sprung stellten die Reiter und Pferde ihre Geschicklichkeit an „Trailhindernissen“ unter Beweis und so musste zum Beispiel ein Stangen-L durchritten, eine Plastikplane überquert oder ein Tor passiert werden. Doch bei einer Reitjagd, dem Höhepunkt im Reiterjahr, geht es nicht etwa um Schnelligkeit oder das fehlerfreie Absolvieren der Hindernisse, sondern um Harmonie und den fairen und respektvollen Umgang zwischen Pferden, Reitern und Natur.
Dampfende Pferde, zufriedenes Schnauben und gutgelaunte Reiter tummelten sich während der Jagdpause auf einer kleinen Lichtung. Hier konnten sich Pferde und Menschen bei einem Mittagessen rüsten, bevor auf den zweiten Abschnitt der Jagdstrecke aufgebrochen wurde – das Signal dazu ertönte natürlich wiederum aus dem Jagdhorn. Nach etwa drei Stunden und einer Parade der Jagdgesellschaft durch Kaltenlengsfeld waren Reiter und Kutschen schließlich wieder am Ausgangspunkt, der „Rhönbrise“, angelangt, um den Fuchs auszureiten und in einem Trailparcours den Sieger der Jagd zu ermitteln. Der wurde in diesem Jahr Ronald Vogt aus Brunnhartshausen.
Er war der Schnellste im Parcours und konnte sich über den (natürlich künstlichen) Fuchsschwanz freuen. Aber auch alle anderen Jagdteilnehmer durften feierlich nicht nur Schleifen, sondern nach alter Jagdtradition auch ihre „Brüche“, kleine Tannenzweige, in Empfang nehmen. Mit diesem Andenken in den Händen lauschten Reiter, Fahrer und Pferde bedächtig dem abschließenden Blasen des „Halali“. Es war das erste „Reitjagd- Halali“ in der Rhön, aber sicherlich nicht das letzte…
Quelle: http://www.rhoen-aktuell.de/beitrag_I.php?id=1221152